Häufig gestellte Fragen
Laakirchen und Steyrermühl sollen gemeinsam zu einem Zentrum für nachhaltige Verpackungspapiere, erneuerbare Energie und die Holzverarbeitung werden. Dafür arbeiten die zwei Papierfabriken eng zusammen und planen bzw. realisieren unterschiedliche Projekte und Initiativen.
Die Unternehmen antworten damit auf grundlegende globale Veränderungen etwa in der Energieversorgung mit dem Ziel einer Reduktion oder gänzlichen Vermeidung von fossilem CO₂ – Stichwort „Raus aus Öl und Gas“. Aber auch der Papiermarkt ist weltweit im Umbruch. Die Nachfrage nach grafischen Papieren für Zeitungen, Kataloge, Magazine, Zeitschriften, Prospekte etc. geht deutlich zurück, gleichzeitig steigt der Bedarf nach umweltschonenden Verpackungspapieren etwa für Papier- und Wellpappe-Verpackungen.
Die „Energie- & Papierzukunft Laakirchen/Steyrermühl“ mit ihren Teilprojekten leistet also einen entscheidenden Beitrag für die Umwelt und den Klimaschutz und sichert gleichzeitig die Standorte der beiden Unternehmen und damit die Arbeitsplätze in der Region.
Es handelt sich hier um nachhaltige Pläne für Steyrermühl und Laakirchen bestehend aus unterschiedlichen Einzelprojekten.
Bereits in Umsetzung sind:
- Der Umbau der Papiermaschine PM11 für Wellpappe-Rohpapiere in Laakirchen
- Der Umbau der Papiermaschine PM3 zur neuen Starkraft PM6 für braune und weiße Verpackungspapiere in Steyrermühl
Folgende Projekte befinden sich in Planung:
- Der Bau eines zweiten Wertstoffkraftwerks (WSK2)
- Der Ausbau bzw. die Erweiterung der Fernwärme-Angebote in der Region
- Der Bau einer Energieverbindung (Dampfleitung) zwischen den zwei Standorten
- Die stufenweise Erweiterung der Kapazitäten des Sägewerks in Steyrermühl
- Zukünftig: Der Umbau der Papiermaschine PM4 in Steyrermühl
Die „Energie- und Papierzukunft Laakirchen/Steyrermühl“ antwortet auf globale Veränderungen bei der Energieversorgung und leistet gleichzeitig einen wichtigen Beitrag für die Umwelt und den Klimaschutz. Mit einer eigenständigen, weitestgehend autarken Energieversorgung sichern wir die Produktionsstandorte bzw. Konkurrenzfähigkeit der beiden Papierfabriken mit ihren insgesamt rund 800 Beschäftigten langfristig ab – sowie darüber hinaus von nochmals zirka viermal so vielen indirekt Beschäftigten.
Mit der Umsetzung der genannten Projekte werden beachtliche Summen investiert und zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Diese Investitionen, aber auch die Verwertung vorhandener Wertstoffe vor Ort erzeugen eine hohe, lokale Wertschöpfung.
Zudem profitieren Anrainer und Gemeinden unmittelbar, indem ein Teil der gewonnenen Wärmeenergie ausgekoppelt und als Fernwärme direkt an umliegende Verbraucher abgegeben werden kann – also an benachbarte Unternehmen, öffentliche und private Gebäude.
Aber auch weitere, wichtige Infrastrukturen rund um die Papierwerke in Steyrermühl und Laakirchen kommen der Bevölkerung direkt zu Gute, von der Kläranlage bzw. dem Reinhaltgungsverband Laakirchen bis hin zu einer wachsenden Zahl an E-Ladestellen.
Die Projekte der Energie- und Papierzukunft Laakirchen/Steyrermühl sind sehr zukunftsorientiert und leisten einen positiven Beitrag zu einer nachhaltigen und umweltverträglichen Papiererzeugung in der Region. Ganz bewusst werden dafür technisch aufwendigere Lösungen umgesetzt und mitunter höhere Kosten in Kauf genommen. Mögliche Nachteile können so maximal reduziert und oft gänzlich vermieden werden.
Beim Projekt Wärmeverbund Dampfleitung etwa verläuft der überwiegende Teil des Vorhabens unterirdisch. Für die Trassierung und Art der Leitungsführung wurde somit die vielleicht teuerste, aber dafür ressourcenschonendste sowie menschen- und naturverträglichste Variante gewählt.
- Für die Bauphase notwendige, zeitlich begrenzte Eingriffe in die Natur werden nach Bauende wieder gut gemacht, Waldflächen beispielsweise wiederbewaldet.
- Oberirdisch sichtbare Teile der Dampfleitung werden in Form eines platzsparenden Röhrenbauwerkes gebaut und passen sich durch die Farbgebung an den Naturraum an.
- Wo es sinnvoll möglich ist, wird die Leitung durch das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern in die Landschaft eingebettet.
Für den Umbau der Papiermaschinen besteht bereits viel Erfahrung aus der Vergangenheit, sodass diese Maßnahmen werksintern und ohne erkennbare Nachteile umgesetzt werden können. Selbstverständlich werden aber auch hier die notwendigen Bewilligungen im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP-Verfahren) eingeholt sowie sämtliche und strenge behördliche Auflagen.
Auch beim Projekt Wertstoffkraftwerk Steyrermühl sind zahlreiche Schutz- und Minderungsmaßnahmen vorgesehen, um sämtliche gesetzliche Vorgaben in Bezug auf Bauvorgaben, Emissionen, Verkehr etc. auf jeden Fall einzuhalten oder sogar zu unterschreiten.
Eine weitestgehend eigenständige Energieversorgung hat einen großen Stellenwert. Die Produktionsstandorte Laakirchen und Steyrermühl können dadurch zu einem hohen Grad unabhängig von ausländischen Energielieferanten werden, vor allem von fossilem (bisher hauptsächlich russischem) Erdgas. Jüngste Krisen auf dem Energiesektor mit stark volatilen Preisen haben den Nutzen einer autarken Energieerzeugung einmal mehr deutlich gemacht.
Darüber hinaus bildet die selbst erzeugte Energie einen wichtigen Baustein bei der Abkehr von fossilen Brennstoffen, vor allem von Erdgas. Durch die schrittweise Umstellung im Energiemix hin zu erneuerbaren und biogenen Energiequellen kann ein wesentlicher Beitrag für Natur, Umwelt und Klimaschutz geleistet werden. Mit der Nutzung und dem laufenden Ausbau von Wasserkraft, Biogas und Photovoltaik-Anlagen sind hier bereits erste Schritte erfolgt. Das geplante, zweite Wertstoffkraftwerk in Steyrermühl hat bei der geplanten Energiewende einen zusätzlichen, großen und positiven Anteil.
Grafische Papiere als Ausgangsmaterial für Zeitungen, Kataloge, Magazine, Zeitschriften, Prospekte etc., wie sie hier in der Vergangenheit produziert wurden, werden heute weit weniger nachgefragt. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Verpackungspapieren für Papier- und Wellpappe-Verpackungen.
Ausschlaggebend für diesen Wandel ist der Trend weg von Printmedien hin zu digitalen Medien einerseits und der wachsende Internethandel sowie damit verbunden die steigende Nachfrage nach Verpackungspapieren andererseits. Außerdem werden aus ökologischen Überlegungen Kunststoffverpackungen mehr und mehr durch faserbasiertes Verpackungsmaterial ersetzt.
Aus diesem Grund erfolgte bei der Laakirchen Papier AG bereits 2017 der Umbau der Papiermaschine PM10 auf Wellpappe-Rohpapier (Verpackungsmaterial), sowie in einem aktuellen Projekt jener der zweiten Papiermaschine PM11. In Steyrermühl wird zurzeit die 2017 stillgelegte Papiermaschine PM3 umgebaut, um möglichst rasch als PM6 wieder in Betrieb gehen zu können. Auch die zweite, zwischenzeitlich stillgelegte Papiermaschine PM4 in Steyrermühl kann zukünftig bei der Papiererzeugung wieder eine Rolle spielen.
Das Wertstoffkraftwerk hat eine Brennstoffwärmeleistung (BWL) von 160 Megawatt (MW). Es erzeugt bis zu 170 Tonnen Dampf pro Stunde und bis zu 30 MW Strom für die Papierproduktion (alle Werte basierend auf dem aktuellen Planungsstand).
Niedrigenergieanwendungen
Außerdem wird der Wirbelschichtanlage eine Rauchgaskondensation nachgeschaltet. Dabei wird die Kondensationswärme für Niedrigenergieanwendungen zusätzlich nutzbar gemacht und ausgeleitet – also etwa als Fernwärme zum Heizen oder für die Trockenkammern des Sägewerks in Steyrermühl.
Das neue Wertstoffkraftwerk wird nach dem modernsten Stand der Technik geplant und zukünftig betrieben werden. Mit dem ersten, bereits seit 1994 bestehenden Wirbelschichtkessel am Standort Steyrermühl ist auf diesem Gebiet bereits umfassendes Know-how vorhanden. Zusätzlich werden wichtige technische bzw. technologische Weiterentwicklungen berücksichtigt.
Die Anlage wird zur Gänze auf vorhandenen Betriebsflächen errichtet werden. Die wesentlichsten Anlagenteile des Wertstoffkraftwerks sind:
- Brennstoffaufbereitung für Wert- und Reststoffe (Kreislaufwirtschaft)
- Aufbereitungsanlage für Biomasse (Energieholz, Schadholz)
- Wirbelschichtkesselanlage zur Wärmeerzeugung
- Nachgeschaltete Dampfturbine zur Stromerzeugung
- Modernste Rauchgaskondensations- und -reinigungsanlagen
- Biofilter für die Wert- und Reststoffaufbereitungsanlagen
- Nebenanlagen mit Förderaggregaten, Leitungen etc.
Das neue Wertstoffkraftwerk leistet einen wesentlichen Beitrag zur geplanten Energiewende bei der Erzeugung der benötigten Prozesswärme für die Papierproduktion. Es ersetzt den heute noch verbleibenden und relativ großen Anteil an fossilem Erdgas zukünftig größtenteils durch biogene Energieträger. Dafür können die folgenden Wert- und Reststoffe genutzt werden:
Biogene Wertstoffe und nachhaltige Biomasse-Brennstoffe, wie:
- Reststoffe aus der Sägeindustrie: Rinden, Frässpäne (Rinde und Holzstücke) oder Sägespäne
- Faserreststoffe der Papier- und Zellstoffindustrie
- Schlämme aus Abwasseraufbereitungsanlagen
- Energie-Rundholz, das nicht mehr stofflich verwertbar ist
Reststoffe aus der Papier- und Kreislaufwirtschaft, beispielsweise:
- Rückstände aus der Altpapieraufbereitung
- Qualitätsgesicherte Kunststoff-Fraktionen aus der Kreislaufwirtschaft, die keiner stofflichen Verwertung mehr zugeführt werden können
- Extern aufbereitete Schredderrückstände aus der Kreislaufwirtschaft (thermisch verwertbare Fraktionen aus dem Metallrecycling)
- Extern aufbereitete, qualitätsgesicherte und heizwertreiche Rückstände aus der Siedlungs-, Gewerbe- und Industriesammlung
- Kunststoffverpackungen zur thermischen Verwertung
Weitere Wertstoffgruppen des bestehenden Wirbelschichtkessels
Das Hauptziel bei diesem Vorhaben ist, den Standort Laakirchen an die Wärmeerzeuger in Steyrermühl anzuschließen und mit einer nachhaltigen Energielösung abzusichern, um so unabhängiger in der Energieversorgung zu werden.
Für diese zukunftsträchtige Verbindungsleitung wurden unterschiedliche Möglichkeiten im Vorfeld geprüft. Die klar bevorzugte Variante verläuft linksseitig der Traun (Ohlsdorf) entlang einer genehmigten Abbaugrenze der Schottergrube und überquert den Fluss Traun zwei Mal im Bereich der Papierfabriken in Laakirchen bzw. Steyrermühl.
Die Leitung verläuft dabei schlussendlich im gesamten Abschnitt linksseitig der Traun unter der Erde. Sichtbar bleiben lediglich die zwei Traun-Querungen, die Tunnelportale, die Zugänge zu den Pumpwerken und die Fluchtschächte entlang der Leitung in Form von Kanaldeckeln sowie Rohrbrücken auf den jeweiligen Firmengeländen selbst.
Der Ausbau des Fernwärmenetzes ist prinzipiell in Laakirchen möglich und gegebenenfalls auch in Ohlsdorf.
Generell muss natürlich auch für den Leitungsausbau der Fernwärme erst die rechtliche Basis (also entsprechende Genehmigungen) vorhanden sein. Wo genau das Fernwärmenetz erweitert werden kann, hängt schließlich vom tatsächlichen Bedarf und den potenziellen Wärme-Abnehmern vor Ort ab.
Die verschiedenen Teilprojekte sind eine wesentliche Investition in die Zukunft der Papiererzeugung in der Region mit einer hohen Wertschöpfung vor Ort.
- Der Umbau der Papiermaschine PM11 in Laakirchen beläuft sich auf eine Investitionssumme von über 100 Mio. Euro.
- Für die Papiermaschine PM6 in Steyrermühl sind weitere rund 70 Mio. Euro kalkuliert.
- Die Investition für die geplante Wärmeverbund-Dampfleitung liegt bei rund 30 Mio. Euro.
- Für das neue Wertstoffkraftwerk müssen rund 200 Mio. Euro investiert werden.
In Summe ergeben diese wichtigen und großen Investitionsprojekte ein Volumen von mehr als 400 Mio. Euro.
Die zu erwartenden Auswirkungen auf den Verkehr sind für die einzelnen Projekte unterschiedlich zu bewerten.
Beim Projekt Wärmeverbund Dampfleitung handelt es sich um eine Energieverbindung über größtenteils unterirdische Leitungen. Durch den Betrieb entsteht hier kein zusätzlicher Verkehr. Lediglich während der Bauphase und damit zeitlich begrenzt ist mit typischem Baustellenverkehr zu rechnen. Dieser soll jedoch durch begleitende Maßnahmen abgefedert werden – wie beispielsweise eine freiwillige Selbstbeschränkung auf definierte Ab- und Anlieferungszeiten außerhalb von Stoßzeiten.
Auch beim Projekt Wertstoffkraftwerk Steyrermühl wird das Thema Verkehr bereits im Zuge der Projektplanung durch ein entsprechendes, fachkundiges und externes Verkehrsgutachten genau untersucht. Allgemein wird für die Anlieferung der benötigten Wert- und Reststoffe der Bahntransport bevorzugt.
Darüber hinaus wird wie gesetzlich vorgesehen im Rahmen eines unabhängigen UVP-Verfahrens (Umweltverträglichkeitsprüfung) ein funktionierendes Verkehrskonzept verlangt und genau geprüft. Dadurch ist garantiert, dass die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt werden und sich der Verkehr in einem zumutbaren, erträglichen Rahmen bewegt.
Ähnlich wie beim Verkehr sind auch diese Themen je Einzelprojekt unterschiedlich zu betrachten.
Was beispielsweise den Betrieb der Dampfleitung betrifft, sind hier lediglich Lärm-Emissionen durch die Abluftführung (Belüftung/„Bewetterung“ des Leitungsstollens) relevant, die jedoch durch den Einsatz von baulichen Maßnahmen und Schalldämpfern minimiert werden können und gegenüber dem Grundrauschen etwa der Traun keine weiteren Auswirkungen verursachen.
Was das Wertstoffkraftwerk betrifft, werden hinsichtlich Emissionen sämtliche geltende und strenge Grenzwertvorgaben angewendet und eingehalten, wie auch bei der bestehenden Anlage. Durch das Verfahren der zirkulierende Wirbelschicht können die Emissionen grundsätzlich auf niedrigem Niveau gehalten werden – bei einem gleichzeitig sehr hohen thermischen Wirkungsgrad. Zusätzlich werden der Wirbelschichtkesselanlage eine Rauchgaskondensation und Filteranlagen nach dem neusten Stand der Technik nachgeschaltet. Die Kamin-Abluft des Kraftwerks ist ansonsten geruchlos.
Die Lagerung und Aufbereitung der festen Wert- und Reststoffe wiederum erfolgen in möglichst geschlossenen Gebäudeanlagen, deren Abluft über Biofilteranlagen gereinigt wird.
Lärmemittierende Anlagenteile werden durch bauliche Maßnahmen geschützt wie zum Beispiel Aggregate der Zerkleinerungsanlage für Energieholz, die komplett überbaut (eingehaust) und mit zusätzlichen lärmdämmenden Maßnahmen (Schallschutzhauben) ausgestattet werden.
Folgende Zeitpläne liegen aktuell vor, wobei die tatsächliche Umsetzung der unterschiedlichen Projekte maßgeblich von der Dauer der jeweiligen Bewilligungsverfahren sowie anderen externen, häufig kaum beeinflussbaren Faktoren abhängt:
- Papiermaschinen: Abschluss Umbauarbeiten bzw. Wiederaufnahme des Betriebs im zweiten Halbjahr 2024
- Dampfleitung: mögliche Inbetriebnahme Mitte 2025
- Wertstoffkraftwerk: mögliche Inbetriebnahme zweites Halbjahr 2027